Altes Schulhaus v. Haxthausen

Das alte Schulhaus

Original Auszug aus der Decker-Chronik um 1960 Band 3 und Band 5

Wer von einem der Höhen sich dem Dorfe Ndr. Saulheim nähert, dem werden beim Anblick der vielen Häusern einzelnen Gebäude durch ihre Größe und Gestalt, besonders durch die Höhe der Giebel auffallen.Das Herrschaftshaus „ Neue Pforte „ Jetzt Schulhaus, ein mächtiges Bauwerk mit einem schönen Giebel.

Um das Jahr der Erbauung des ehemaligen Herrschaftshauses sind wir nicht unterrichtet, nur der Renaissancegiebel weist in das Jahr 17. oder 16. Jahrhundert zurück. Ziehen wir den unterirdischen Gang in Betracht, der von dem Keller des Hauses ausgeht und über den Standort der einstigen Burg und weiter nach dem „ Alten Haus „ hin führt, so dürften wir noch eine frühere Zeit ansetzen, in der ein anderes Herrschaftliches Gebäude am gleichen Platz stand. Wir können uns gut vorstellen, daß im hohen Mittelalter

( 900 bis 1200 ), ja schon zur Zeit der Franken ( um 500 ), der Platz von Adeligen und freien Franken bewohnt war, was uns ähnliche Anlagen in vielen rheinhessischen Dörfern heute noch gut erkennen lassen. In der Chronik der Fam. Langwerth von Simmern, wird berichtet, daß der Hof wahrscheinlich von der Fam. von Bettendorf durch Erbschaft an die von Haxthausen übergegangen ist:

In einer Urkunde von Jahre 1790 wird der Hof von dem damaligen Besitzer von Haxthausen als „ Haufherhof „ benannt. Durch die Bezeichnung des Gutshofes „ Haufherhof „ sind wir davon unterrichtet, daß sich die dem Hause anschließenden Fluren „ Hauben „ in früherer Zeit im Besitz der Familie von der Hauben befand. Die Häufigen ehelichen Verbindungen derer von der Hauben, mit der Familie Hund von Saulheim, im 16. Jahrhundert lassen den Schluss zu, daß der Besitz des Gutes denen Hund von Saulheim gehörte und später an die von der Hauben überging.

Das wuchtige Gebäude ist aus Feld- und Bruchsteinen erbaut, die Ecken des Hauses aus Hausteinen aufgeführt. (Vgl. den Aufbau des Rathauses )Es ist zweistöckig, hat ein sehr hohes Dach, deren Innenräumen noch zu Wohnungen ausbaufähig sind. Ein schöner Renaissancegiebel nach der Straßenseite, erhöht die Gesamtansicht des Hauses beträchtlich. Das Gebäude ist 21. Meter lang und 11.5 Meter breit. Im Vorhof ist der Eingang zum Keller des Hauses, mit dem Zugang zum unterirdischen Gang, der einst nach der Burg und weiter nach dem Alten Haus seinen Weg nahm.

Der Vorhof des Gutshauses war ehedem mit einer hohen Mauer umgeben.

Der Eingang zum Hof führte durch ein schönes steinernes Rundbogentor an der Straßenseite ( Neue Pforte ). Dies wurde 1903 Niedergelegt. Der Schlussstein war mit einem Wappen geziert.Leider wurde das Wappen in den Wirren der franz. Revolution 1797, wie noch viele andere Wappen an den Adelshäuser im Dorfe, von den „ Patrioten“ ausgemeiselt. An Hand dieses Wappens wäre es möglich, die Erbauer oder die früheren Besitzer des Hofes zu ermitteln. Das Wappen wurde über der Eingangstür der neugebauten Waschküche wieder eingesetzt.

Ein altertümlicher überdachter Ziehbrunnen im Hof, mit gärtnerischen Anlagen umgeben, bot dem Auge einen schönen Anblick. Ein kleines Pförtchen ( Nord Seite ) führte zu dem Hause des Hofmannes und den Wirtschaftsgebäuden. ( jetzt Hof Köster-Freund )

Den Haupteingang zum Herrschaftshaus erreichte man über zwei steinernen Wangen, die frühere halbkreisförmige Stufenanordnung passte besser zu dem Hause. Durch eine mit Holzschnitzereien versehenen Doppeltür gelangte man auf den Mittelgang des Hauses. Links und rechts vom Mittelgang lagen die einzelnen Wohnzimmern. Gleich neben der Straße zu war ein großer Salon, mit breiten Flügeltüren, die den Ausgang zum anschließenden Park freigaben, der sich vermutlich früher bis zum Kapellenweg hinzog. ( jetzt Rektor Koehler-Straße ) Vom Mittelgang nach der Nordseite des Gebäude führte ein schöne Wendeltreppe zum Aufgang in die oberen Stockwerke. Nebenan befand sich die W. C. Anlage des Hauses, die von den oberen Stockwerken durch einen dichten Bretterverschlag in die Tiefe führte.

Das Gebäude wurde im Jahre 1805 vom Luth. Pfarrer Köster erworben, später von der Familie Finkenauer und im Jahre 1888 von der Frau Ohler geb. Finkenauer der Gemeinde testamentarisch vermacht und im Jahre 1903 als Schulhaus umgebaut.

Um einen Verfall des historischen Gebäude zu verhindern wurde 1958 eine umfassende Instandsetzung des Hauses durch geführt.

Durch den Neubau einer Schule ist seine seitherige Verwendung entfallen, und das Haus einer anderweitigen Nutzung zugeführt.

Aus der Chronik von JAKOB DECKER im Jahre 1963 Band 5 u. 3

Zu der langjährigen Besitzerfamilie von Haxthausen.

Die Adelsfamilie von Haxthausen war sowohl in Niestein als auch in Nieder- Saulheim ansässig.

Erstmals wurde das Anwesen der Familie 1657 erwähnt „linksrheinisch erhielt von Kaptz 1657 von Friedrich Wambold von Umstadt dessen freiadeliges Wohnhaus in Nieder-Saulheim im Tausch——–“

1658 aus dem Ehevertrag der Familie von Kaptz und Haxthausen, daß Anna Maria—— den Adelshof in Nieder-Saulheim als Heiratsgut erhielt.

Der letzte von Haxthausen in Nieder-Saulheim war Rudolf Christian von Haxthausen aus Georgenhausen——–“ auch linksrheinisch war er umstritten, fiel durch sein rechthaberisches und hitziges Verhalten des öfteren

unangenehm auf “. Als er 1763 die Aufnahme in die Oberrheinische Ritterschaft beantragte, gab es Bedenken, da die ritterschaftliche Gerichtshoheit in der Ganerbschaft Nieder-Saulheim nicht anerkennen wollte.

In Nieder-Saulheim, wo er zwischen 1779 und 1794 das Amt des

Bürgermeisters inne hatte, häuften sich die Beschwerden der Einwohner gegen seine Willkürherrschaft bei der Erhebung von Steuern jeder Art und der unrechtmäßigen Aneignung von Kirchengut. 1780 führten daraus resultierende Unruhen und Aufstände sogar zur Besetzung des Ortes durch ein kurpfälzisches Militärkommando. Die Reichritterschaft setzte daraufhin eine Untersuchungskommission ein um für die gerechte Behandlung der Untertanen zu sorgen.1792-94 erhob sich nach dem Einrücken der Franzosen erneut ein Teil der Bevölkerung. Das folgende „üble Betragen“ von Rudolf Christian von Haxthausen gab Anlass zu einer Untersuchung der Reichsritterschaft und führte zu seiner Absetzung als Bürgermeister.

Rudolf Christian von Haxthausen kam seinen finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nach. Sein Cousin Gregers Christian Graf von Haxthausen zu Kopenhagen übernahm seinen Besitz, seine gesamten linksrheinischen Güter.

Das waren in Nieder-Saulheim:

Ein ganz massives zwei-stöckiges Wohnhaus. Ein rings um mit Gebäude umgebene geräumige Hofreite, Kelterhaus, zwei gewölbte Keller, zwei Scheuern, ein Schuppen und Stallungen, dazu 8 Morgen Garten, Obstgarten, Fischweiher am Haus und im Ort gelegen sowie weitere 253 Morgen Äcker und Wiesen in Nieder-Saulheim, Stadecken und Partenheimer Gemarkung, 28 ¼ Morgen Weinberge in bester Lage und eine freiadelige Mahlmühle genannt die Mittelmühle, mit ihrem Bezirk, Wasserklause, Äcker und Wiesen 7 Morgen ½ Ruten.

Quelle: Niersteiner Geschichtsblätter Frau Dr. Bräckelmann

 

Günther Kaul April 2018 u. März 2021