Die Dorfmühle

Die Dorfmühle

Von der Weedengasse kommend, am Mühlbach entlang, erreicht man nach ca.100 Metern eine kleine Brücke, die über den in Beton eingeengten Mühlbach führt.

Man steht vor einem modernen Wohnhof mit Ein-und Mehrfamilienhäusern.

Dort stand ehemals die alte Dorfmühle, die erstmals 1409 erwähnt wurde.

Die Mühle war im Besitz des Zisterzienser-Kloster Eberbach im Rheingau, wozu auch das „Alte-Haus“ im Vogelgesang gehörte. Auf einem alten Ortsplan von

Nieder-Saulheim aus dem Jahre 1830, lag die Mühle weit außerhalb des Dorfes wie auch das „Alte-Haus“. Die Wassermühle wurde durch ein oberschlächtiges Mühlrad angetrieben, gespeist vom Mühlbach und, im Vorgelände vom Mühlenteich. Wenn man sich die Topographie des Standortes betrachtet, lag der Mühlbach oberhalb des jetzigen Verlaufs. Da Rheinhessen sehr regenarm ist, war eine Wasserbevorratung nötig, um den Mühlenbetrieb einigermaßen in Gang zu halten.

Der Zugang zur Mühle führte von der jetzigen Ober-Saulheimer-Straße durch den

großen Torbogen zum Mühlen-Hof, wie der Saulheimer Chronist Jakob Koehler (1872-1952 ) in seiner Chronik schreibt.

Der schönen Mühlen Torbogen trägt einen Blumenkranz als Wappen und die Zeichen I.H.S. mit dem Kreuz darüber nebst der Jahreszahl 1769 .

I.H.S. (Jesus, Heiland, Seligmacher ) Das rechts im Mühlen Hof liegende Mühlhaus bezw. Wohnhaus zeigt über der flachbogigen Türöffnung mit abgesetzter Profilierung die Bezeichnung 16 H H 17. Im Obergeschoss ein Fachwerk reich geschnitzt und vorspringende Fenstergestelle auf Konsolen.

Auf dem Helm des Daches war früher eine Vase.

Soweit Jakob Koehler

Die Dorfmühle lag am Pilgerpfad, noch heute heißt die Gemarkung am Kapellenberg.

Eine in der Nähe stehende ehemalige Pilgerkapelle ist geschichtlich belegt.

Die kirchliche Bannmühle kam später in den Besitz der Freiherrn von Wallbrunn.

1805 ersteigerte der Müllermeister Joh. Lud. Braun die Mühle. Durch Einheirat

wechselten die Besitzverhältnisse. Im Jahre 1912 erwarb sie Gabriel Schuhmacher und betrieb sie zunächst als Wassermühle. 1913 verunglückte einer seiner Söhne tödlich, aus diesem Anlass verschenkte die Familie Schuhmacher das Wasserrecht an die bürgerliche Gemeinde Nieder-Saulheim. Die nachfolgenden Generationen bauten die Mühle zu einer modernen Großmühle mit einem Gasmotoren-Antrieb aus.

Leider wurde im Jahre 2000 die gesamte Mühle, auch die historischen Gebäudeteile abgerissen, und zu einem Wohnpark verbaut.

Ein Stück Saulheimer Geschichte musste dem Neuen weichen.

Quellenangaben: Jakob Decker, Jakob Koehler, Heinrich Haas.

Juni 2019 Günther Kaul