Schloss von Dienheim

Schloss von Dienheim


Im Hof des Schlosses über einem ehemaligem Türbogen ist die Jahreszahl 1588 dokumentiert. Die Frage ist: War es das Jahr der Erbauung? Mit Sicherheit gab es schon einen Vorgängerbau, was leider nicht geschichtlich bearbeitet ist.

Bereits 1516 wurde in einer Urkunde erwähnt: „der Hof dem Albrecht von Dienheim gehörig“

Die Bauweise dieses Herrenhauses entspricht im allgemeinen der Bauweise der anderen Saulheimer Adelshäuser. Das Schloss ist 36 Meter lang, zweistöckig mit Renaissance-Fenstern und einem geschweiften Giebel auf der Rückseite nach Osten hin.

Das ganze Anwesen reichte bis zum Mühlbach, nach Osten zum Eisenborn und teilweise an die Heileckergasse. Nach östlicher Seite befand sich ein Fischweiher der seinen Zu- und- Ablauf zum Mühlbach hatte.

Errichtet wurde das Gebäude größtenteils mit Feldsteinen aus dem Saulheimer Gemarkungsteil der „Steinkaut“. Den gebrannten Ziegelstein gab es zur damaligen Zeit noch nicht und vorhandene Steinbrüche waren in beschwerlicher Entfernung.

Der Schlosshof war durch ein steinernes Rundbogentor wie die meisten Adelshöfe abgeschlossen und mit einem Kappenstein geschmückt.

Im Jahre 1803 ersteigerte oder kaufte der Mainzer Prof. Johannes Baptist Neeb das Hofgut nach Empfehlung seines langjährigen Freundes Heinrich Fölix. Leider sind die Verkaufsakten im Landesarchiv Speyer nicht einsehbar, da diese stark vermodert sind.

Es war die Zeit der französischen Revolution die ihre Schatten bis zum Rhein warfen.

Der Adel war verpönt und verschlug sich auf die rechte Rheinseite.

Neeb, Professor in Mainz, musste seine Professorenstelle aufgeben, da die französische Regierung die Mainzer Universität auflöste. So war Neeb ohne Lohn und Brot.

In seinen „Vermischten Schriften“ erwähnte er, dass das Wappen der Freiherrn von Dienheim im Jahre 1817 noch unversehrt über dem Bogen des Hoftores zum Schloss vorhanden war. Neeb schreibt:

Jetzt wünsche ich aufrichtig auch ein Wappen zu haben. Ueber dem Bogen meines Hofthores ist das Wappen des ehemaligen Besitzers ausgehauen. Vertilgen wollte ich es nicht, ich bin ein Freund von Antiquitäten: aber den Spott auf meinen bürgerlichen Stand konnte ich auch nicht vertragen, und so verdeckte ich jenes Wappen mit ausgespreizten Flügeln eines Stoßfalkens, an dessen Blute ich meine Tauben, die er mir geraubt hat …“

Er schreibt drei Seiten philosophisch über sein Schloss.

Neeb befasste sich schriftstellerisch mit verschiedenen Artikeln auf seinem Gebiet der Theologie und Philosophie. Zu den bekanntesten gehört die Sammlung „Vermischte Schriften und Hinterlassene Schriften“.

So schreibt Neeb in einem Aufsatz der Hinterlassenen Schriften:

Vor einigen Jahren erhielt ich einen großen Teil die, die ehemaligen ökonomischen Zustände von Nieder-Saulheim betreffenden Notizen von einem Mann namens Friedrich Dechent, der damals 98 Jahre zählte. Er wusste unter anderem zu berichten, daß der Grundstein meines Wohnhauses ehemals, das Schloss; der Freiherrn von Dienheim, den 6. Mai 1588 mit vielen Ceremoniell gelegt wurde.“

Ebenso erwähnte Neeb zwei archäologische Besonderheiten in seinem erworbenen Schloss, es sind zwei Marmorsäulen, die dem Palast Karl des Großen in Ingelheim zugeschrieben werden.

In dem Neuen Mainzer Anzeiger schreibt Prof. Johannes Neeb in der Ausgabe vom 9. Januar 1825:

Von zwei Säulenkapitellen aus dem Mittelalter dient das eine als Fußgestell eines Pfostens in meiner Scheuer, das andere beherrscht wieder einen Säulenschaft in meinem Balkenkeller. Beide Fragmente einer untergegangenen Herrlichkeit sind von weißen Stein. Ein Kenner, den ich daran führte versicherte mir, es sei ausländischer Marmor, und die Kapitelle gehörten zu den Reliquien des Palastes Karl des Großen. Nun finde ich in einer Anmerkung von Prof. Braun wirklich einen Kaiserlichen Palast in Nieder-Saulheim in meiner Hofraite.“

Der Ursprung dieses kostbaren Altertums der verzierten Marmorsäulen trugen ehemals den Durchzug des Beinhauses im Dorfe Nieder-Saulheim. Herr Prof.Behrens bestätigte 1943 die Echtheit dieser Säulenkapitelle.

Prof. Johannes Baptist Neeb wurde 1805 Bürgermeister von Nieder-Saulheim bis 1842. Im Jahre 1843 verstarb Neeb. Er war Bauer, Philosoph, Theologe, und Schriftsteller. Seine Familie bewirtschafteten noch den Hof bis 1863.

Danach wurden die Gebäuden aufgeteilt und hatte verschiedene Besitzer.

Über die Familie der Freiherrn von Dienheim ist noch nicht geschichtlich recherchiert worden. Der letzte „von Dienheim“ war der Ganerbe von Nieder-Saulheim

Franz Amand von Dienheim.

Über Neeb gibt es umfangreiches schriftliches Material, was man auf Wunsch einsehen kann.

Juli 2018 Günter Kaul